Das Risiko zu leben

Kennst du das Gefühl, wenn dein Herz schneller schlägt, du richtig nervös wirst, sich Angst und Respekt in jeder Zelle im Körper ausbreitet, du da durch gehst und eine völlig neue Erfahrung machst? Ohne die jetzt in gut oder schlecht einzuordnen. Du dich währenddessen so lebendig und aktiviert fühlst?

Jeder sehnt sich nach echter, tiefer Verbindung, aber nur die wenigsten sind bereit, den Preis dafür zu zahlen. Sich zu öffnen, verletzlich zu machen, „ in die Arena zu gehen“ anstatt nur zuzuschauen. Egal in welchem Bereich. Job, Liebe, Freundschaft, dem erfüllten Leben.

Verwirklichung, seiner Bestimmung und seinem Herzen folgen, bedeutet auch Risiko eingehen. Das Risiko zu scheitern, aber trotzdem dafür loszugehen. Das Risiko verletzt zu werden, aber trotzdem zu lieben. Das Risiko abgelehnt und zurückgewiesen zu werden, aber trotzdem sich selbst zu sein. Das Risiko alle Gefühle des Spektrums zuzulassen.

Kann unser Herz wirklich so verletzt werden oder ist es vorallem unser Ego? Sind es die unerfüllten Erwartungen? Die Geschichten die wir uns im Kopf erzählen? Die vermeintliche Sicherheit, die wir dem Leben vorziehen?

Wir stützen uns oft auf Erlebtes und Erfahrenes von uns oder anderen und begrenzen damit unsere Welt. Unsere Möglichkeiten. Und verpassen ganz viel Abenteuer.

Als sich damals mein Freund nach sieben Jahren von mir getrennt hat, war das allerschlimmste für mich, dass er lieber alleine als mit mir zusammen sein möchte. Bitter! Und vorallem ganz schön verletztes Ego. So viele Geschichten habe ich mir erzählt, wieso ich nicht gut genug bin, wollte rationale Gründe und Fakten finden, obwohl er es ganz einfach nicht mehr gefühlt und das ehrlich kommuniziert hat. Punkt. Es hat eine unglaubliche Willenskraft und Disziplin erfordert, seine Entscheidung einfach zu akzeptieren und respektvoll anzunehmen. Sich nicht dem Drama hinzugeben. Was hat resultiert? Das beste überhaupt, Schritt für Schritt habe ich mich selber zum Mittelpunkt meines Lebens gemacht, meinem Herzen das so lange nach rationalen Erwartungen und Vorstellungen meinerseits und anderer von mir gelebt hat, wieder zuzuhören. Ich könnte mich vor so vielen Dingen verschliessen, weil ich mal eine schmerzvolle Erfahrung gemacht habe. Oder entscheiden, mich neuen Erfahrungen hinzugeben.

Dieser Weg ist nie zu Ende, ich bin nie fertig und schon gar nicht perfekt. Ich habe nie ausgelernt und ausgefühlt, ich bin aber sowas von bereit, ihn mit allen Höhen und Tiefen zu fühlen. Mich immer wieder zu verschliessen, an Sicherheiten zu klammern und mich neu zu erfinden. Mit offenem Herzen durchs Leben zu gehen um am Ende zu sagen, „wow ich bereue nichts, nicht getan und gefühlt zu haben.“

Vielleicht möchtest du dich fragen, in welchen Bereichen deines Lebens du dich vor neuen Erfahrungen verschliesst und dich lieber der Sicherheit als dem Abenteuer Leben hingibst? Wann bist du das letzte Mal mit einer riesen Lust zu leben morgens aufgewacht?

Wenn du bis hier gelesen hast, kannst du mir versprechen, ein bisschen öfters auf dein Herz als deinen Verstand zu hören? Dir selber zu vergeben. Dich diesem Kribbeln, was ich anfangs beschrieben habe, ein bisschen öfter auszusetzen, hinzugeben und zu leben?

Dieser Gedanke ist für mich immer wieder sehr heilsam: Nichts im Leben kommt auf mich zu, was ich nicht im Stande bin, aus eigener Kraft zu meistern. Schon in sehr auswegslosen Situationen hat mich dieser Gedanke und das Gefühl, das er mir gibt, so viel Ruhe, Hingabe und Vertrauen beschert.

Diese Zeilen sind inspiriert und geprägt von Brene Brown, dem neuen Buch von Bahar Yilmaz und vorallem meinen Gefühlen und Erfahrungen meines Lebens. Weil ich genau das tagtäglich beobachte, fühle und erlebe. Bei mir und anderen. Wie tief diese Sehnsucht ist und wie wenig wir es uns erlauben, uns in die Arena des Lebens zu begeben.

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Lebenslust