Lebenslust

Es ist 3.00 Uhr morgens als ich aufwache und diese Zeilen im Kopf hin und herwälze und sowieso nicht wieder schlafen kann, bis ich sie aus mir rausgetippt habe.

Wir werden als pures Bündel der Lust geboren. Lust das Leben zu entdecken und Erfahrungen zu machen. Wir drücken unsere Bedürfnisse mit unseren Emotionen aus, fragen uns keine Sekunde, was Morgen sein wird und vertrauen zu 100% ins Leben. Scheitern kennen wir gar nicht, in so kurzer Zeit lernen wir so unglaublich viel. Irgendwann projezieren dann Erwachsene ihre Ängste und Sorgen auf uns und die Lebenslust wird Stück für Stück ein bisschen eingedämmt.

Auf einmal müssen wir lernen, in eine Schublade zu passen. Einen Beruf wählen. Die kleine Alessia war unglaublich wissensbegierig. Ein Energiebündel, dass den Menschen Löcher in den Bauch gefragt hat. Beim Spielen und Kreativ Sein konnte ich mit dem Moment verschmelzen und die Zeit voll vergessen. Ich kann mich noch gut an einen Moment erinnern mit meiner damaligen Freundin, als wir für immer acht Jahre alt bleiben wollten. Die Erwachsenen Menschen lachen ja voll nicht oft, erfinden keine Spiele im Wald, oder bewegen nur selten ihre Körper einfach wie sie es gerade fühlen. Stück für Stück wurde auch meine Lust zum Leben von strukturierten Tagesabläufen gedämmt. Ich habe mich dem System ergeben, war eine gute Schülerin und bin auch sonst eigentlich nie aufgefallen. 

Spulen wir ein paar Jahre weiter. Da gab es einen Punkt in meinem Leben, da wollte ich nur noch gefallen, am wenigsten mir selber. Ich war veloren und habe es nicht einmal bemerkt. Durch Ziele und Erwartungen, die gar nicht meine eigenen waren, habe ich viel mehr in der Zukunft als im Moment gelebt. Nächstes Ziel erreicht, check und dann kam schon wieder ein Neues. Das Hochgefühl, dass ich mir von diesen Dingen erhofft hatte, blieb meistens aus. Ich habe wunderschöne Dinge erlebt und supertolle Zeiten gehabt, aber lebendig gefühlt und diese Freude in meinem Herzen gespürt, habe ich dabei selten so wirklich.

Dann kam eine grosse äussere Veränderung und mein Inneres wurde zu tiefst erschüttert. Ich habe eigentlich nur noch funktioniert, wenn überhaupt. Gleichzeitig habe ich mich Tag für Tag wieder ein bisschen mehr mit Alessia beschäftigt. Was hat sie denn als Kind immer so glücklich gemacht? Was für Gedankenmuster von anderen Menschen und der Gesellschaft hat sie zu ihren eigenen gemacht? Wer möchte sie sein, wenn sie niemand sein muss? Ich habe mich verloren gefühlt. Ich erinnere mich noch an den Moment, meiner ersten grossen Reise alleine nach Israel, da habe ich meiner Mama eine Sprachmitteilung gemacht und so geweint. Sie gefragt, wieso ich denn überhaupt lebe und ich so überhaupt keinen Antrieb verspüre. Keinen Sinn sehe, in dem was ich Tag für Tag tue und vorallen fühle.

Die nächsten Jahre waren dann vollgepackt mit Wachstum, Veränderung wurde mein neues Normal. Mit jeder neuen Erfahrung kam ein kleiner Funke mehr Lust in mein Leben zurück. Mittlerweile brennt da wieder ein richtiges Feuer.

Mein Leben, mein Dasein ist keine Berufsbezeichnung. Ich wechsle meine Meinung, lerne ständig dazu, mache neue Erfahrungen, gebe mich hin, zeige mich verwundbar und tauche in meine Ängste ein. Ganz oft versuche ich die Welt durch die lustvollen Augen der ganz kleinen Alessia zu sehen. 

Gestern Abend war ich dann lange bei Vollmond spazieren. Irgendwann habe ich mich auf eine Bank gelegt, meine Augen im Mondlicht gebadet und reflektiert. Tränen der Dankbarkeit und Demut schossen mir in die Augen. Ich lasse die kleine Alessia Tag für Tag in mir aufleben. Ich sprühe vor Lebenslust. Ich geniesse die Zeit mit mir, aber auch mit anderen Menschen viel bewusster. Neben ganz vielen anderen Sachen wird mein Herz davon genährt, dass ich meine Erfahrungen an dich weitergebe und diesen Funken in dir streue, der wieder zum grossen Feuer werden kann. Lange habe ich mich dagegen gewehrt. Gegen meinen konditionierten Verstand. Ich habe doch studiert und sollte einen gewissen Platz in der Gesellschaft einnehmen, auch wenn dieser womöglich andere viel glücklicher macht als mich selbst.

Meine Vision hat sich in den letzten Jahren so klar gezeigt. Ich möchte vorallem Frauen begleiten, sich an ihr Licht, ihre Sexualität, ihr Leuchten erinnern und das Vertrauen in sie selbst und ihre magische Urkraft bewusst machen. Gibt es ein Diplom, einen Fakel und eine Bezeichnung für das was ich tue? Nein. Aber das soll den Menschen in meinen Räumen auch nicht wichtig sein. Das Gefühl das dabei entsteht, wenn deine Seele gesehen wird. Wenn du nicht nur eine Nummer im System bist. Wenn du dich selber lernst zu sehen. Das hat keinen Namen und muss in keine Box gepackt werden. Können wir Seelenglück überhaupt rational fassen? Ich stelle mich nicht besser oder schlechter als du, ich fühle mich bestimmt, meine Erfahrungen mit dir zu teilen. So wie es andere Menschen auch tun, denen ich so dankbar für dieses Geschenk bin. Es ist so unglaublich kostbar und hinterlässt Menschen, die ein bisschen mehr verbunden mit sich sind und wieder einen Funken Lebenslust verspüren.

In erster Linie tue ich das für mich. Mag vielleicht egoistisch klingen, aber meinem Herzen zu folgen, ist zu meiner obersten Priorität geworden. Von Aussen betrachtet kann das auch manchmal verwirrend sein, oft spüre ich „aber du kannst doch nicht…“. Sie weicht ab vom Bekannten, ist unberechenbar. Wieso nicht? Weisst du, was mein Herz sagt? Hörst du überhaupt, was dein eigenes dir sagen will?

„Let your soul shine
It’s better than sunshine
It’s better than moonshine
Damn sure better than rain“

L(i)ebe,

Alessia.

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